Wer Textadventures spielt, hat auch Brettspiele im Schrank. Sie können helfen, wenn das Brett vorm Kopf Ideen fürs Spiel abhält.
Brettspiele sind eine hervorragende Ideenquelle für Textadventure-Autoren. Allein schon durch ihre Thematiken: Ein professioneller Spieleverlag weiß, welche Themen sein Publikum wünscht, und so wird es oft auch Textadventure-Spieler ansprechen. Und wer seinen Spiele-Schrank oder das Regal eines Spielzeugladens durchgeht, findet Themen haufenweise. Ein kleines Quiz: Welche Spiele sind gemeint?
Ein Immobilienhai möchte um jeden Preis ein Hotel in der Badstraße errichten.
Ein Fürst bekommt von seinem Wald keine Einkünfte: Eine Räuberbande besetzt es. Kann er eine Rittermacht rüsten, um endlich jenen strategisch wichtigen Hafen am Meer zu bauen?
Ein Ganove hat seine Geldbörse verloren. Die Londoner Polizei verfolgt ihn - und er besitzt nur noch einige Bus-Tickets. Kann er entfliehen?
Der Spieler ist der Hut eines Zauberers. Sein Herr hat ihn (als Strafe) in eine merkwürdige Welt versetzt - Dutzende anderer Hüte versuchen, sich ihm überzustülpen.
Spiele schlagen aber nicht nur Themen vor. Mit Legespielen kann man eine Landkarte erstellen, die als Grundlage eines Textadventures geeignet ist. Die Siedler von Catan, Venice Connection, Entdecker oder dessen Imitat Carcassonne sind gut geeignet. Einfach den Spielplan der letzten Partie liegen lassen oder extra einen zusammenbauen...
Diese vorhergehenden Absätze haben gezeigt, wie man die Objekte und die Räume eines Textadventures aus Brettspielen ableiten könnte. Die dritte wichtige Komponente jedes Textadventures sind aber die Verben. Auch hier kann man - auf einer abstrakten Ebene - von Brettspielen lernen.
Das Regelwerk eines Brettspiels ist nichts anderes als ein abgeschlossener Katalog von Verben - und was sie im Spiel bewirken. Ein einfaches Würfelspiel wie Mensch-ärgere-dich-nicht erlaubt nur die Aktionen WÜRFLE und ZIEHE [Figur]. Die Liste für die Siedler von Catan ist weit länger: WÜRFLE, BIETE [Karten] [Spieler] AN, TAUSCHE [Rohstoff] gegen [Rohstoff], BAUE [Bauwerk], KAUFE KARTE, SPIELE [Karte] AUS, STELLE RÄUBER AUF [Feld] und vielleicht noch ein paar mehr.
Wie Brettspiele, so haben auch Textadventures nur einen bestimmten Befehlssatz. In traditionellen Textadventures sind dies vor allem die Himmelsrichtungen, NIMM, GIB, ÖFFNE, SPERRE AUF, MACH AN, MACH AUS. Diesem überlieferten Satz an Befehlen verdanken Textadventures leichtere Spielbarkeit - wer etwas Erfahrung mit dem einen Textadventure hat, findet sich in einem anderen viel schneller zurecht -, aber es schränkt sie auch ein.
Verben geben die Art der Rätsel vor, sie geben vor, was der Spieler mit Objekten tun kann. Wirklich andere Rätsel, wirklich andere Text-Spiele, lassen sich nur mit neuen Verben schreiben. Dabei muss der Autor Rate-das-Verb-Probleme allerdings vermeiden - er muss dem Spieler vermitteln, welche Verben er verwenden kann. Wie - ist ein Thema für einen anderen Artikel.