Mein Comp-Tagebuch

Bereits am ersten April hatte ich die drei Spiele, die ich bewerten wollte, durchgespielt. Hier sind meine Eindrücke und die Noten, die ich vergeben habe.

[Dieses Comp-Tagebuch enthält einige Spoiler. Wer die Comp-Beiträge noch nicht gespielt hat, sollte dies besser tun, ehe er diesen Artikel liest.]


Eden

Frank Borgers »interaktiver Anfang« war auch für mich genau das: der Anfang, und ein guter dazu. Es hat Spaß gemacht, als erster Mensch durch den Garten Eden mit seinen Pflanzen und Tieren zu streifen, obwohl man im Garten an sich schnell alles angesehen hat.

Der Rahmen für Eden ist originell und die Texte sind gut, oft witzig geschrieben. Das Spiel ist sauber implementiert - was nicht verwundert, denn es ist als Beispiel für den Informissimus, eine Anleitung zum Programmieren mit der deutschen Inform-Library, gedacht.

Einzig die Rätsel sind teilweise etwas willkürlich. Die meisten lassen sich intuitiv lösen, da sich die Handlung im Wesentlichen an die Vorlage im Buch Genesis hält. Aber auf die Idee, zum Westteil des Gartens zurückzukehren, um eine weitere Primel zu pflücken, die man zudem erst noch explizit suchen muss, darauf wäre ich ohne die Online-Hilfe nicht gekommen.

Alles in allem ein kurzweiliges Spiel. Es gibt mehrere Enden, so dass man Eden gerne noch einmal spielt, um ein besseres zu finden.

Note: gut


Der Angstbaum

Jens Bojaryns Der Angstbaum spielt in der Welt der Borinoi. Dieses Volk wird in einem beiliegenden Text ausführlich beschrieben, aber man kann das Adventure auch ohne diese zusätzliche Lektüre spielen. (Ich habe den Text erst nach dem Spielen gelesen.)

Das Adventure führt den Spieler recht zielstrebig durch den Prolog. Die anfängliche Aufgabe ist klar und schnell erledigt. Dann aber überstürzen sich die Ereignisse, und schließlich muss der Spieler die geheimnisvollen Hintergründe des Geschehenen klären.

Der Angstbaum ist eine Erzählung, kein Rätselspaß. Die Handlung verzweigt sich an verschiedenen Stellen, so dass es mehrere Enden zu erkunden gibt, von denen eines das Happy End ist.

Das Textadventure-Interface wird geschickt dazu benutzt, die Geschichte zu transportieren. Gegen Ende des Spiels habe ich nicht schlecht gestaunt, als die böse Macht, die für die unerklärlichen Vorgänge verantwortlich ist, meinem Spieler ihren Willen aufgezwungen hat und mir die Kontrolle entzog.

Das Spiel ist sorgfältig programmiert. Die Dialoge sind menügesteuert und es gibt eine Hilfe-Funktion, die zu jeder Situation eine kurze Hilfestellung gibt, aber eigentlich nie benötigt wird.

Der Angstbaum hat mir gut gefallen. Die Geschichte ist schön erzählt und das Medium Textadventure ist für diese Kurzgeschichte gut genutzt worden - mein Favorit in dieser Comp.

Note: sehr gut


Die Bewerbung

Der Beitrag von Max Kalus versetzt den Spieler in die Rolle eines Bewerbers. Doch anstelle eines Bewerbungsgesprächs erwartet den Spieler - unverhofft - eine Schatzsuche im antiken Griechenland.

Das Spiel richtet das Augenmerk in erster Linie auf Rätsel, die der Bewerber lösen muss. Diese Rätsel sind sehr einfach: Die Spielwelt ist klein und jeder Gegenstand wird zum Lösen einer Aufgabe benötigt. Die Zuordnung der Gegenstände ist dabei klar (Get-X-Use-X), so dass der Spieler nicht lange grübeln muss.

Neben den offensichtlichen Puzzles liegt die Schwäche des Spiels in seiner Sprache. Ich bin häufiger über sprachliche Ungereimtheiten gestolpert. Die Szenen sind zwar detailliert, aber umständlich beschrieben. So will - trotz des gut gewählten Schauplatzes - nicht die richtige Griechenland-Stimmung aufkommen.

Die Pointe des Spiels ist klassisch: So wie die Mammuthöhle in Adventure ein Vergnügungspark ist, ist das Griechenland der Bewerbung ein Einstellungstest.

Ein solides, klassisches Spiel, und daher im Vergleich zu den kreativen Mitberwerbern etwas langweilig. Wenn man die sprachlichen Mängel etwas ausbesserte, wäre Die Bewerbung ein gutes Spiel für Einsteiger.

Note: ausreichend

 

Für Mein Leben für Seite 3 war ich Betatester und habe daher keine Wertung für Kai Roos' Spiel abgegeben.