Abenteuer-Entwicklungssystem

Mit seinem Abenteuer-Entwicklungssystem bietet Jürgen Poppe ein einfaches Werkzeug zum Erstellen eigener Adventures. Das System ist 1994 entstanden und hat »The Quill«, einen Vorgänger des veralteten PAW, zum Vorbild. Es läuft unter MS-DOS.

Das Adventure wird menügesteuert erzeugt. Es gibt Untermenüs für die Definition von Räumen, Objekten, Verben, Aktionen und Texten. Diese Menüs sind leider nicht sehr übersichtlich, und man muß oft von einem ins andere wechseln, z.B. wenn man zu einer Aktion einen Text schreiben will.

Der Parser ist etwas eigenwillig, wer andere Parser kennt, ist erst einmal überrascht. Die Grundverben gehen, nehmen, hinlegen, an- bzw. ausziehen, i (Inventar) und r (Raumbeschreibung) werden mit den definierten Angaben erkannt und durchgeführt. Alle anderen Eingaben werden mit einem Textvergleich untersucht. Das Suchmuster wird angegeben, gefolgt von einigen einfachen Anweisungen: Bedingungen (at 5 -- ist der Spieler in Raum 5?) und Aktionen (6_let 12 -- weise der Flagge 6 den Wert 12 zu).

Der Parser unterscheidet Groß- und Kleinschreibung. Substantive müssen stets groß eingegeben werden. Außerdem ist es nicht möglich, Standardtexte für Verben anzugeben. Wenn rieche an Narzisse als Suchmuster definiert ist, erkennt der Parser Eingaben wie rieche an Schraube noch lange nicht und sagt dies auch. Eine Wildcard für Objekte wäre schön, so daß wenigstens Du riechst nichts Besonderes ausgegeben werden könnte.

Der Autor wirbt damit, daß man sogar Nebensätze mit Reflexivpronomina benutzen könne. (Ich vermute, er meint damit Relativsätze.) Das stimmt. Der Wortvergleich erlaubt nämlich alles, was nicht über dem Limit von sechs Worten liegt -- das leidige Rate-das-Verb kann also leicht zum Rate-den-Satz ausgebaut werden.

Die Anweisungen können auch ohne Erkennungsmuster stehen, dann werden sie nach jedem Zug ausgeführt. So kann man einfache zeitabhängige Ereignisse oder Reaktionen von NPCs definieren. Leider ist die Anweisungssprache ansonsten nicht sehr flexibel. Flaggen können nur mit Zahlen, nicht mit den Werten anderer Flaggen belegt werden. Ausgabetexte müssen separat eingegeben und durchnumeriert werden.

Das Abenteuer-Entwicklungssystem ist ein zuverlässiges Werkzeug, aber man merkt ihm sein Alter deutlich an. Die gewöhnungsbedürftige Umgebung und die eingeschränkten Möglichkeiten machen es nicht zu einem Autorensystem erster Wahl für angehende Autoren. Ein einfaches Adventure mittleren Umfangs könnte man zwar mit Jürgen Poppes System erstellen -- aber ein Spaß würde das sicher nicht.

[Jürgen Poppes Abenteuer-Entwicklungssystem kann von seiner Homepage kostenlos heruntergeladen werden.]